Begegnungen mit dem Islam:

DORTMUND
Taner Ucar wird wütend. Immer, wenn der Islam mit radikalen Terroristen in einen Topf geworfen wird - und das passiert häufig - kann der gläubige Moslem nur noch den Kopf schütteln.
Von Ralf Michalak

Taner Ucar (stehend 2.v.l.) führte die Gäste durch die Moschee an der Kielstraße.
"Das ist nicht der wahre Islam", sagt der zweite Vorsitzende des Vorstands der Zentral-Moschee an der Kielstraße. Umso mehr freut er sich über jeden nicht-muslimischen Besucher. So wie am Sonntag, beim bundesweiten Tag der offenen Moschee.

Zentral-Moschee:
1966 gibt es die Zentral-Moschee in der Nordstadt, sie war die erste in Dortmund. In der früheren evangelischen Kirche beten heute - vor allem freitags - 1000 bis 1500 Gläubige zu Allah."Wir bieten immer Führungen an, ein bis zwei Schulklassen sind pro Woche hier", erzählt Ucar. Denn nur durch Kommunikation können Vorurteile abgebaut, Gemeinsamkeiten aufgezeigt werden. Also kommuniziert Ucar, zeigt den Besuchern die Unterrichtsräume, das Gemeinde-Café sowie Büros, und erklärt die rituelle Waschung, bevor es in den Gebetsraum geht.

Schuhe bleiben draußen:
Die Schuhe bleiben draußen, die Neugier darf mit in die erste Etage. Da, wo sich die Gläubigen im Gebet versammeln. Ein leuchtend-roter Teppich weist den Weg. Den für Christen schmucklos wirkenden Raum erklärt Ucar leicht verständlich und doch spannend. Dicke Teppiche bedecken den Boden, an der Kopfseite prangt in blauen Fliesen der Gebetsraum für den Imam. Dann füllt sich der Raum, es ist Zeit für das Gebet. Die Besucher, Männer wie Frauen, Christen oder Andersgläubige, dürfen bleiben. Es ist spannend, alles ist anders, exotisch und fremd. Die Gebete werden auf arabisch gesprochen, wer kann, sitzt auf dem Boden. Auch Ucar betet mit. Bittet um Entschuldigung, gleich sei er wieder zurück.

Gebete sind ähnlich:
Die Gruppe wartet gern, verfolgt den fremdartigen Gottesdienst. Fremdartig, weil keiner der Besucher die Sprache der Nachbarn versteht. Als Ucar später übersetzt, was der Imam vorbetet, was der Muezzin ruft, weicht die Exotik, die Fremdartigkeit, ein wenig. Inhaltlich gleichen sich die Gebete von Moslems und Christen. Vergebung der Sünden, Bitte um Kraft und Stärkung des Glaubens für ein gerechtes Leben - kein Aufruf zu Gewalt und Hass.
Der Tag der offenen Moschee hat sich gelohnt. Für Ucar, für den Islam, und für die Besucher.

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