Junge Muslime werben um Verständnis für ihren Glauben

DORTMUND „Warum gehst du so oft in die Moschee?“ „Was macht ihr da?“ Oder auch: „Seid ihr Islamisten?“ Das bekommt Rukiye Gülhan oft zu hören. Am Montag hat sich die 20-jährige Muslima diesen Fragen freiwillig gestellt: Beim Tag der offenen Moschee.
Von Lara Eckstein


In der türkischen Zentralmoschee in der Kielstraße haben Rukiye und ihre Freunde am Feiertag Führungen angeboten. Von außen fällt die Moschee kaum ins Auge — um so farbenfroher sieht es innen aus: Dunkelroter Teppich bedeckt den Boden, an der östlichen Wand geben blau-weiße Kacheln die Gebetsrichtung nach Mekka vor.

Beim Beten zuschauen

Den ganzen Tag über konnten Besucher bei den Gebeten zuschauen und Fragen stellen. Geduldig erklärten die jungen Muslime, warum ihr Glaube nichts mit Terrorismus zu tun hat: „Im Koran steht: Wer einen einzigen Menschen tötet, der tötet die ganze Menschheit“, zitierte der 20-jährige Ali Uçar.

Ali und Rukiye sind Dialog-Beauftragten in der Moschee Merkez Cami. Den Tag der offenen Moschee wollten sie nutzen, um Vorurteile abzubauen. „Die Moschee ist für uns ein Begegnungsort, an dem wir Freunde treffen oder Fußball gucken“, sagte Rukiye. „Und wir freuen uns immer über Besucher!“

Multikulturelle Stadt

Beim Mittagsgebet gegen 13.30 Uhr schauten viele Besucher zu. „Ich war noch nie in einer Moschee, deshalb wollte ich heute einfach mal gucken kommen“, erklärte Gernot Nothacker. „In einer multikulturellen Stadt wie Dortmund ist das ja quasi eine Notwendigkeit“, fügte Sabine Gebhardt hinzu.

So sah es auch der Vorsitzende Servet Ünlü: „Es ist wichtig, dass die Menschen Informationen aus erster Hand bekommen, sonst kommt es schnell zu Verallgemeinerungen und falschen Vergleichen.“ Sich am Tag der offenen Moschee zu beteiligen sei deshalb für seine Gemeinde selbstverständlich.

Weniger Besucher

Moscheen seien für den Integrationsprozess unverzichtbar, betonte Ahmad Aweimer vom Rat der Muslime in Dortmund: „Von hier aus suchen wir den Dialog mit den anderen Religionen und Kulturen.“

Wie schwer das sein kann, haben die jungen Muslime gestern am eigenen Leib erfahren: „Es sind weniger Besucher gekommen als in den letzten Jahren“, sagte Rukiye enttäuscht. Aufgeben will sie aber nicht: „Wir werden jedes Jahr wieder die Türen unserer Moschee öffnen und sagen: herzlich Willkommen.“
04.10.11 Ruhrnachrichten.de

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